Superpunk


GOTT sei DANK: Jetzt kommen SUPERPUNK

Superpunk! Selbstredend spielen Superpunk keinen Punk und finden sich selbst auch nicht über die Massen super, ihre Musik könnte man als eine Art schmissigen Auf's-Maul-Beat mit frischen Schulterwurfreimen bezeichnen, in der sich die schlagkräftigen Karatekicks eines Eric Cantona aufs Überraschendste mit der gemächlichen, pfeiferauchenden Scharfsinnigkeit des Komissar Maigret paaren - um nur zwei bedeutende Einflüsse der Band zu nennen.
Mit ihrem Namen würdigen Superpunk einerseits die eigene Vergangenheit, jene Zeit bevor man Jacketts und Hemden trug und das Bier aus Flaschen trank, andererseits liefert man live aber auch immer noch ein Trash-Brett der obersten Kajüte ab, die Feinmotorik wird dann zuhause gelassen und der Eisenbesen rausgeholt, was nach sich zieht, dass Signore Bruno Ferrari sich vor seinem Gesangsmikro häufig nur noch durch trotziges Brüllen behaupten kann, was bei angenehm unwehleidigen und immer auf den Punkt kommenden Slogans wie "Ich kann nicht nein sagen", "Matula hau mich raus" order "ich bin ein Punk, ich bin ein Proll, ich bin ein Fussballfans, nein, nein, nein, ich werde nicht weinen" auch wie Faust auf Auge paßt. Hin und wieder wird dann auch mal ein Gang zurückgeschaltet, so trieb mir die Ballade "Du hast es zu nichts gebracht (Du weinst in der Nacht)" auf der 96er Camp Imperial-Tour, auf der ich die Band (damals noch unter dem Namen Bruno Ferrari Quintett) begleiten durfte, Abend für Abend Tränen der Selbsterkenntnis in die wunden Augen. Manchmal umarmte ich, von der Schönheit und Wahrheit des Liedes übermannt und den Refrain vor mich hinsummend, einen Roadie, meine einzigen Freunde in jenen Tagen. So eine klarsichtige Band kann doch wohl kein Neugewächs sein, wird so manch einer vermuten und hätte damit freilich nicht völlig Unrecht, denn alle beteiligten Musiker haben bereits o.a vierhundertachtzig Liter Schweiss auf den Bühnen der einschlägigen Clubs verloren und um die Bandweisheit nicht zu drücken, beschloss man irgendwann sogar den attraktiven und erfolgversprechenden Nachwuchsbassisten Jan Müller in seinen Ruhm bei Tocotronic zu entlassen. Fortan konzentrierte man sich voll auf die sperrigen und eigenwilligen Chan-Songs, die inzwischen in der Schublade mit der Aufschrift "superpunk" gut aufgehoben sind. So erspart man einfallslosen Kritikern auch das Erfinden neuer Umschreibungen. Nat+rlich steckt in Superpunk eine Menge Musik-, Sauf-, Tour- und Lebenserfahrung aus anderen Bands, denn Superpunks Team hat schon in so unterschiedlichen und legendären Kapellen wie Die Regierung, Die Fünf Freunde, Stella, Subway Surfer, Huah!, 3000 Yen, Sand 8 und diversen anderen prägend mitgewirkt. Das sind natürlich keine unbeschriebenen Blätter, doch man hŠlt es mit Tarantinos "Jackie Brown", zwar ist man ein bisschen älter, aber dazu steht man, denn erst im Alter können sich Coolness und Reife auf natŸrliche Weise entfalten.

Da muss man sich ja nur mal Thies Mynther ansehen, der Freddy Mercury der Hamburger Schule (mit dem entscheidenden Vorteil, dass er noch am Leben ist) bringt nicht nur mit filigranen E-Piano-Melodien die Herzen beiderlei Geschlechts zum überquellen, sondern achtet auch strikt auf seine Garderobe, so trägt er selbst in der Sauna noch einen dicken Duffle-Coat sowie eine lederne Bullenkappe, so daß man die grossfächigen Schweissflecken auf seinem rosa Rüschenhemd nur erahnen kann, was die Angelegenheit umso "heisser" erscheinen lässt. Auch Bassist und Myther-Saunapartner Tim Jürgens ist inzwischen mit allen Wassern gewaschen. Der Mann, der erst im Alter von neununddreissig Jahren geboren wurde und auf dessen Oberlippe bei ungünstigen Lichtverhältnissen von der eigenen Nase ein Schatten geworfen wird, der uns an einen sehr bekannten, wenn auch wenig beliebten Politiker der deutschen Vergangenheit erinnert, arbeitet im richtigen Leben inzwischen für ein Herrenmagazin, das wir uns in der 80er Jahren immer nur "wegen der Interviews" gekauft haben. So abgeklärt wie sich das anhört bedient Jürgens auch sein Instrument. An der Schiessbude bewundern wir noch immer Torsten Wegner, einer jener introvertierten und hochtalentierten Musiker, die sich vor und nach ihren Auftritten in der Bassdrum verkriechen und darauf warten, das der Winter zuende geht. Oft kann er nur durch anfüttern und Balzgeräuschimitationen rechtzeitig zur nächsten Show wieder hervorgelockt werden. Hierfür ist zumiest Gitarrist Lars Bulnheim zuständig. Der misanthropisch angehauchte 6-Saiter besteht neben der üblichen Catering-Liste übrigens auf einem Sündenbock pro Auftritt, dem eventuelle Pannen angelastet werden können, des öfteren gab es in diesem Punkt Ärger, weil Veranstalter den Sündenbock schlicht vergessen hatten und dann Bulnheims Bandkollegen als Ersatz herhalten mussten. Oft trifft man Bulnheim auch an einem der Tresen der Hansestadt und kann ihn deklamieren hören: "Es gibt keinen Idealismus mehr auf der Welt! Und das ist auch gut so! Dann soll man aber auch nicht so tun! Und, Torsten, komm endlich aus deiner Trommel, wir müssen morgen früh raus." Glücklicherweise tritt dann meist gerade zum rechten Zeitpunkt Bürger Carsten Friedrichs alias Signore Ferrari auf den Plan, er begrüsst seinen Gitarristen mit einem jovialen "Bon Soir, Tristesse!" und bestellt eine Runde dreifachen Cafe au lait ohne Milch und mit doppelt Zucker. Dann setzt er sich zu den anderen an den Tresen, raucht bis zur Besinnungslosigkeit und zaubert einen herrlichen Kalauer nach dem anderen aus der Pepita-Schiebermütze, ähnlich dem, den ich heute morgen in meinem Briefkasten fand:

"Klausner, bis morgen ist das Info fertig,
sonst machen wir dich ebenso.
Und merk dir unsere Hausregel:
Ein falscher Spruch - Kieferbruch!
Zwei falsche Sprüche - Knochenbrüche!
Ein böser Absatz - Todeshatz!
Und verbockst du die gesamte Chose, Öffnet Thies seine Hose!"

Muss man wirklich gesehen haben. Die Band, meine ich.

KK

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